Wo ist denn da die Freiheit?

Wenn ich beim Discounter Alkohol kaufe, piepst der Skanner alarmiert. Zusätzlich bittet eine der Angestellten JEDEN KÄUFER um den Ausweis.. auch ältere Herrschaften. Ich schmunzel in mich rein, wenn ich höre wie die Leute sich aufregen…ich finds nämlich gut.

Antworte gerade auf eine Email, wo S. schreibt: “Weihnachten hatte bei mir ein gewaltiges Nachspiel…” Sie musste gar nicht so viel mehr schreiben…ich kenne ihr Problem…Das selbe wie meins…Sind die süßen Sachen mal im Haus, haben sie eine magische Anziehungskraft. Der Gedanke, die Sachen könnten schlecht werden, heute ist eh egal, nur die Packung, erst nächste Woche, hat ja sowieso keinen Zweck…je nach Tagesform ziehen wir dann alle Register.

Ich schreibe ihr, dass ich bekennender Schokoholik bin und einzig und allein aus diesem Grund weder Nutella, noch Erdnußbutter, noch Schokolade einkaufe. UND JETZT HAB ICH MIR AUCH KEINE KNABSIS GEKAUFT…DENN DIE NUSSMENGEN IM MÜSLI WURDEN – TYPISCHER FALL VON SUCHTVERLAGERUNG – GRÖßER ALS GUT IST. Wir würden ja auch einem Alkoholiker nicht einreden, er müsse endlich lernen, die Sachen schön stehen zu lassen.

Aber das wärs doch: Wenn wenigsten der Skanner piepsen würde wie verrückt und die Angestellte schnell unseren BMI sehen will.

“Die Fee, die Dir die Sachen wegnimmt, kommt nicht”, schreibe ich ihr. Nur ich. Und falls es Dir so geht wie S…fühl Dich heute mal fest gedrückt. Wir schaffen das.

Keine Ovomaltine

Das Meeting in Marburg ist überraschenderweise um 11.00 Uhr beendet und ich nutze die Gelegenheit, um meine Eltern zu besuchen. In Kürze geben sie unser 50jähriges Eigenheim auf, um in eine Seniorenresidenz zu ziehen. Überall gepackte Kisten – und trotz aller Beteuerungen, dass dies und jenes gut von anderen helfenden Händen getan werden kann, ist Mutter (82) ohne Unterlass am werkeln und räumen. Ich treffe sie nicht zu Hause, sondern mit den Handwerkern in der neuen Wohnung an. Die Suppe ist gekocht – immerhin darf ich sie warm machen und den Tisch decken. Ich zwinge sie zu einem Mittagsschlaf, doch sobald das Telefon klingelt, ist sie wieder putzmunter.

“Ach Du trinkst ja keinen Kaffee”, sagt sie und macht sich am Herd zu schaffen. Argwöhnisch frage ich sie, was sie da macht. “Ich mach uns eine Ovomaltine”, meint sie, während die Milch schon warm wird. “Mutter, ich mag keine Ovomaltine”, sage ich streng. Mutter versteht, macht den Wassekocher an und schneidet Streusselkuchen auf. Fünf Minuten später trinke ich einen Tee, der mir nicht schmeckt und esse ein Stück Kuchen, dass ich nicht will….Das hab ich aber erst auf der Heimfahrt gemerkt.