Vier meiner fünf Kinder besitzen den Führerschein. Am Samstag fragt eines dieser vier, das ich hier mal mit X anonymisiere: “Kann ich mal Dein Auto haben. Ich muß zum Decathlon.” “Klar”, antworte ich. “Aber im Auto läuft gerade eine CD von Eva Hermann“. X verdreht die Augen. Als junger Mensch mit hinreichender Allgemeinbildung und Nutznießer der modernen Medien ist Eva Hermann natürlich ein Begriff. Nicht das X das Eva Prinzip selber gelesen hätte, aber viel hat X mitgekriegt. Von Frau Hermanns braunen Ansichten, ihren absolut verstaubten Wertmaßstäben, ihrem unmöglichen Auftritt bei J.B.Kerner, sodass dieser gezwungen war, sie vor laufender Kamera der Talkshow zu verweisen.
Nun muß ich ehrlicherweise gestehen, dass auch ich das Eva Prinzip nicht gelesen habe. Und sicher nicht jeden ihrer Standpunkte kenne. Aber durch das Hören des Vortrags hatte ich einen Wissensvorsprung. Und durfte X sanft aufklären, dass Dinge nicht immer so sind, wie sie zu sein scheinen. Und dass auch, wenn viele Menschen das gleiche denken, sie nicht zwangsläufig recht haben.
P.S. Hier möchte ich keine Debatte über Eva Hermann lostreten. Die CD mit dem Titel “Der Zerfall der christlichen Werte” habe ich mitgebracht bekommen. Neben vielen Hintergründen zum Thema “Gender Mainstreaming” und politischen Entscheidungen auf höchster Ebene in punkto Familie, wird sie persönlich. Einer der Schlüsse, die sie zieht: “Ich war dreimal verheiratet und habe ein Kind. Heute wäre mir lieber, ich wäre einmal verheiratet gewesen und hätte drei Kinder”.
Sollte der Mensch nicht aufgrund schmerzlicher Einsichten zu neuen Schlüssen kommen dürfen? Und darf er diese nicht auch in den Medien vertreten? Ich wüsste nicht, warum nicht?