Email von heute: “Ich finde es enorm schwierig, eine Freundin zu finden. Ich hätte sehr gerne eine. Wo erscheint Ihr Artikel, beziehungsweise, wo kann ich ihn nachlesen?”
Das war nicht die einzige Zuschrift dieser Art. Beantworte ich erst mal den leichteren Teil. Der Artikel wird in der Zeitschrift Lydia erscheinen, ich tippe mal im Spätsommer.
Und jetzt zum schwierigen Teil… K eine erste Antwort auf ihre Frage zu geben…
“Wo finde ich eine Freundin, wenn ich keine habe?
Weil ich keine Zeit hatte, Freundschaften aufzubauen.
Weil ich umgezogen bin.
Weil an meinem Wohnort keine Kennenlernmöglichkeiten existieren”.
Ok, ich bin verwöhnt mit Beziehungen. Wir wohnen seit 33 Jahren am gleichen Ort und genauso lange leite ich die Freundinnen-Arbeit unserer Kirche, eine Fundgrube für Freundschaften… wenn man will. Ich weiß, dass das ein Riesenschatz ist.
Allerdings kann es ja sein, dass man zwar Angebote hätte, aber sie nicht nutzt. Das könnte Frauen aus unserer Kirche auch passieren.
Alle Angebote sind freiwillig und niemand wird genötigt.
Damit es nicht zu theoretisch ist, erzähl ich mal, wie ich meine Freundinnen kennengelernt habe.
Heike übers Internet und schon beim ersten Live-Kontakt 2003 auf der Pfingsteuropakonferenz in Berlin, haben wir geahnt, dass diese Freundschaft im Himmel arrangiert worden war. Wir wohnen weit voneinander entfernt, Heike ist keine Freundin zum Laufen, zum Kaffeetrinken oder das Wochenende miteinander zu verbringen…
Juliane, Bärbl, Cornelia, Renate, Sonja, Gerlinde kenne ich aus der Kirchengemeinde.
Wir sehen uns jeden Sonntag im Gottesdienst, darüber hinaus haben wir viel und oft miteinander zu tun. Cornelia und Sonja treffe ich freitags beim Gebetsabend.
Seit Jahrzehnten organisieren wir als Freundinnenteam gemeinsame Wochenenden – dieses Jahr sogar zwei – und laden Außenstehende zu Freundinnen-Treffen ein. Wir sind schon zusammen gewandert, haben Themenabende veranstaltet, viele Feste zusammen gefeiert und bieten Body-Spirit-Soul-Kleingruppen und sogar Fitness-Abende an. Alles ehrenamtlich, übrigens. Es ist jede Mühe, Zeit, Orga wert.
Renate T und Claudia kenne ich vom Body Spirit Soul Kurs. Body Spirit Soul macht Frauen zu Freundinnen. Ich könnte hier noch viele weitere Namen einfügen. Und danke Melanie, für unsere Freundschaft. Ich hab also auch blutjunge Freundinnen.
Jetzt muss ich mal schnell die Hände über den Kopf schlagen und rot werden, aber irgendwie spreche ich immer gerne von meiner Lauffreundin Sabine, dieses Frühjahr laufen wir wieder…
K. treffe ich nur auf Tagungen und per Telefon. Sie ist eine Herzensfreundin.
Monika ist meine Gebetsfreundin.
Jede meiner Freundinnen bringt andere Saiten in mir zum Klingen.
Ich erwarte nicht, dass Moni mit mir läuft und nicht, dass Sabine mit mir betet.
“Selber eine Freundin sein zu wollen, finde ich wichtig“, meinte Bärbl neulich. “Allerdings, richtige Freundinnen, Herzensmenschen, wo man sich komplett öffnet und den Bauch nicht einzuziehen braucht, sind etwas ganz Besonderes, da reichen auch ganz wenige“.
Vor meinem inneren Auge sehe ich einige nicken: Es gibt also doch Abstufungen! Ich seufze und lächle gleichzeitig. Weil ich so oft erlebt habe, dass aus Bekannten Freundinnen und aus Freundinnen Herzensfreundinnen werden.
Herzensfreundschaften sind einfach eine Frage der Zeit. Man kann sie nicht erzwingen und nicht verdienen, sie sind ein Geschenk.
Ich glaube, dass wir in jedem Alter Freundinnen finden und an jedem Ort Freundschaften aufbauen können. Gehn wir weiter auf die Suche. Sie sind außerhalb unserer 4 Wände.
Fragen wir uns nie, was bei Beziehungen wohl für uns rausspringen könnte oder ob sich die Investition lohnt. Beziehungen lohnen sich immer.
Grundsätzlich wachsen Freundinnen überall. Aber wir müssen sie auch gießen…
Sei einfach du die Freundin, von der du träumst…und überlass Gott den Rest. Vielleicht wird sie eine Herzensfreundin.
P.S. Man kann auch für eine Freundin beten.