Keine Ovomaltine

Das Meeting in Marburg ist überraschenderweise um 11.00 Uhr beendet und ich nutze die Gelegenheit, um meine Eltern zu besuchen. In Kürze geben sie unser 50jähriges Eigenheim auf, um in eine Seniorenresidenz zu ziehen. Überall gepackte Kisten – und trotz aller Beteuerungen, dass dies und jenes gut von anderen helfenden Händen getan werden kann, ist Mutter (82) ohne Unterlass am werkeln und räumen. Ich treffe sie nicht zu Hause, sondern mit den Handwerkern in der neuen Wohnung an. Die Suppe ist gekocht – immerhin darf ich sie warm machen und den Tisch decken. Ich zwinge sie zu einem Mittagsschlaf, doch sobald das Telefon klingelt, ist sie wieder putzmunter.

“Ach Du trinkst ja keinen Kaffee”, sagt sie und macht sich am Herd zu schaffen. Argwöhnisch frage ich sie, was sie da macht. “Ich mach uns eine Ovomaltine”, meint sie, während die Milch schon warm wird. “Mutter, ich mag keine Ovomaltine”, sage ich streng. Mutter versteht, macht den Wassekocher an und schneidet Streusselkuchen auf. Fünf Minuten später trinke ich einen Tee, der mir nicht schmeckt und esse ein Stück Kuchen, dass ich nicht will….Das hab ich aber erst auf der Heimfahrt gemerkt.

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