Der Geist war willig

und eigentlich auch das Fleisch. Denn immerhin transportierte dies mein Autochen zum vereinbarten Lauftreffpunkt. Aber keiner wartete auf mich, als ich pünktlich um 17.00 Uhr auf den Parkplatz rollte…”Was, dann fahren Sie einfach wieder heim?”, staunte neulich eine Bekannte. Ganz ehrlich: Ohne Begleitung fällt mir eine Stunde Walken zu schwer. Dazu brauch ich fremdes Fleisch und Blut :-)

Da lobe ich mir die witzige Variante von Frau G. die bei schlechtem Wetter einfach 20 x die Stufen im Haus rauf- und runter rennt. Funktioniert bei ihr wunderbar. Unser Haus hat bestimmt 40 Treppen. Ich zähl gleich mal. Da könnte ich mich ja auch austoben! Oder such ich vielleicht gerade eine Ausrede? Eigentlich ist gar kein schlechtes Wetter. Wo die Ausreden aufhören, beginnt der Erfolg !

Statt allein zu laufen machte ich eine Runde Gehirnjogging und versuchte, herauszufinden, wem ich in dieser Woche was versprochen habe. Da würde eine große (Gehirnjogging)runde vonnöten sein:

Herrn W. hatte ich zugesagt, herauszufinden, wie viele Points sein geliebtes Schüttelbrot hat, welches er sich gar nicht mehr traut zu essen. Da muß ich mir erst mal ergoogeln, was Schüttelbrot eigentlich ist. Inzwischen bin ich schlauer, fitter sozusagen und weiß nun schon für Dienstag, dass Schüttelbrot pro 50 g. den Pointswert 3 hat. Geht doch, Herr W :-)

Frau L. will unbedingt wissen, wie viele Points Mirakuli hat. Mirakuli gekauft und jetzt wird gerechnet und nicht die Packung hungrigen Mäulern vorgesetzt und entsorgt wie beim ersten Versuch.

D. will ein Kochbuch mitgebracht haben. Kochbuch ins Auto gelegt, denn was ich sofort erledige, kann ich vergessen…

Frau L. hatte ich ein Feedback bezüglich ihres Pointstagebuchs versprochen, per Email, weil ich vor Ort keine Chance hatte. Hui, beim genauen Durchlesen wurde ich richtig inspiriert, wie klug sie ihre paar Points anlegte. Ob sie in meinem Blog gelesen hat, dass auch ich mir kein Käsefrühstück mehr erlaube?

Und Herr L. wollte ja wissen, wie man die Fettstufen beim Käse einschätzt. Ich gebs ihm schriftlich per Email, meinem Lieblingsarbeitstool. Was war noch???

Eine perfekte Woche gibt es bei mir nicht. Irgendwas vergesse ich immer. Aber ich arbeite daran. Ich glaube, irgendwann bin ich so verbessert, dass ich sogar alleine laufen würde ;-)

Die Fish-Strategie

Ein Leichtlesebuch über die Kunst, sich und andere zu motivieren ist Fish. Ausgerechnet beim Besuch des Fischmarkts in Seattle lernt Mary Jane von den Fischverkäufern eine wertvolle Lektion: Die haben nämlich eines Tages einfach beschlossen, den tollsten Job der Welt zu haben. Ihre vier Leitgedanken:

Möglichst viel Spielen und Spaß haben (Spaß hab ich schon, aber spielen…)
Anderen Freude bereiten (da geht noch was…)
Jeden Moment präsent sein (ausbaufähig)
Die eigene Einstellung wählen (hier kann ich endlich mal punkten, naja, meistens wenigstens)

Den Fischmarkt gibts natürlich wirklich. Wer glaubt, dass Fisch verkaufen langweilig ist, der schaue sich nur mal diesen You-Tube-Spot an. Ich sollte vielleicht in meinen Treffen anfangen, mit Soße Hollandaise zu werfen. Passt zum Lachs, ist leicht und würde 100%ig für Bombenstimmung sorgen.

Ihre Strategie ist falsch!

Der Satz traf mich wie ein Blitz… Ich war ein bisschen nachdenklich gewesen in den letzten Tagen. Hatte ich mir doch für dieses Jahr zum Ziel gesetzt, für den gleichen Erfolg/Ertrag ein bisschen weniger arbeiten zu müssen. Aber bis jetzt war ich so beschäftigt gewesen wie bisher.

Ich liebe meinen Job. Trotzdem gibt es noch eine Reihe anderer Dinge, für die mir im Moment die Zeit zu fehlen scheint. Freundschaften,  Gemeindeprojekte, neue Ideen umsetzen, Horizonterweiterung.  All das bleibt ein bisschen auf der Strecke, wenn das Hamsterrad  (ich liebe meinen Job) sich dreht.

“Ihre Strategie ist falsch!” Welche Strategie? Könnte ich meine Aufgaben auch anders erledigen? Zeit, mich mal wieder ausführlich mit meiner Strategie oder sogar meiner neuen Strategie zu beschäftigen. Immerhin ist bereits Februar. Übrigens, hatte ich es schon gesagt? Ich liebe meinen Job…

Warum ist der Kopf rund? Damit das Denken seine Richtung ändern kann :-)

90 Points

Zugegeben, ich hatte mich ein bischen geärgert, dass mein Mann sich diesen Christsstollen hat andrehen lassen, jetzt, mitten im Februar. Und irgendwie gehofft, er werde sich in Luft auflösen. Und eigentlich ist es ja auch so gekommen. Als meine Leute heute auf der Suche nach etwas Süßen so gar nicht fündig wurden, blieb der Blick meines Liebsten plötzlich an diesem Butterstollen hängen und ich hörte ihn sagen: “Ein Scheibchen gönn ich mir”.

Wohlwissend, dass ein Scheibchen schlappe 9 Points kostet, rührte ich nichts an. Ehrlich nicht. Und trotzdem war der Stollen am Ende des Tages eliminiert. 90 Points einfach mal so zur Kaffeezeit verputzt. Das wäre meine Pointszahl für fünf  ganze Tage. Wie viele Personen an der Sause beteiligt waren, verrate ich nicht. Aber mein Mann hatte Helfer :-)

Kleine Entscheidung

Es gibt tägliche kleine Entscheidungen und ab und zu schwerwiegende, große. Heute stand eine kleine Entscheidung an. Mir reicht meine Pointszahl nicht mehr und als Sportmuffeline habe ich nur schwer die Möglichkeit, an Bonuspoints zu kommen. Jetzt bitte nicht nach dem Crosstrainer fragen, ja?

Deshalb muß ich beim Frühstück justieren. Ich habe ein  Winterfrühstück  und ein Sommerfrühstück. Im Moment, wo es morgens noch so kalt ist, frühstücke ich gerne getoastets Vollkornbrot mit Schinken und Käse. Doch so viel Sport könnte ich gar nicht machen wie der Käse Points verschlingt. Nun muß ich schon im bitterkalten Februar mein “Sommerfrühstück” bemühen:  Joghurt oder Quark für 3 Points satt mit Obst nach Wahl, am liebsten wähle ich Himbeeren (aus der Tiefkühltruhe, nein, natürlich vorher aufgetaut). Heute gings los, es ist bald 14.00 Uhr und ich habe erst drei Points verbraucht…

Gemeinsam statt einsam

Nämlich gemeinsam etwas konstruktives tun, statt einsam “abzuhängen”.

Mein heutiges Alternativprogramm klang auf Anhieb nicht verlockend. “Hast Du Samstagmorgen Zeit, die Kinderräume in der Gemeinde mit umzuräumen? Schränke ausmisten, Sperrmüll wegfahren..?” Da ich selber Kindermitarbeiter bin  (und als 5-fache Mutter jahrelanger, dankbarer Nutznießer dieses Superservice) und an diesem Samstag zufällig Zeit hatte, sagte ich mehr oder weniger begeistert zu.

“Wer nicht lernt nein zu sagen, wird immer wieder NEIN sagen müssen zu den eigenen Bedürfnissen und denen der Familie”.  Ich kann gut nein sagen. Weil ich ohne diese Eigenschaft in Aktivitäten ersticken und innerhalb von Wochen in den Burnout schlingern würde, schlage ich viele Anfragen von vornherein aus.  Die Lehrer meiner Schulkinder haben mich nur in Sonderfällen und zur Abschlußfeier kennenlernen dürfen und bei einem Elternstammtisch war ich in meinem ganzen  Leben noch nicht.

Diesen Arbeitseinsatz heute morgen sagte ich einfach mal zu und verbrachte drei geschäftige, produktive Stunden. Was alleine für jeden von uns eine Qual gewesen wäre, bewältigten wir im Team im Nullkommanix, Kaffee, Plausch mit inbegriffen. Sogar ein Mittagessen hatte jemand vorbereitet. Und inzwischen sitze ich mit bester Laune und gutem Gewissen auf der roten Couch und finde, dass JA sagen lernen genau so wichtig ist wie NEIN. Gerade wenn man sehr beschäftigt ist, belebt ein Alternativprogramm die Lebensgeister mindestens so gut wie das beliebte Ausspannen…

Ich hätte mich selbst um einen bewegten, fröhlichen Vormittag gebracht. So sind die Kinderräume wieder einladend, wir finden auf Anhieb Scheren und Stifte, der Sperrmüll aus den Schränken und die Stehrümmchen sind am richtigen Platz (auf dem Sperrmüll) und gegessen habe ich auch schon :-)

Magnesiummangel

Obwohl ich nach diesem ausgefüllten, tollen Tag der offenen Tür gestern abend todmüde war, schlief ich schlecht. Immer wieder wachte ich auf und hatte Krämpfe in den Zehen. Magnesiummangel,  diagnostizierte ich und mußte aus medizinischen Gründen nächtens Käsebrote essen. Ausreden gibts…

Als ich mich in der ziemlich unterdurchschnittlich aufgeräumten Küche umsah – ich war von 8.00-22.00 außer Haus  gewesen und unsere Spülmaschine ist für den Rest der Familie äußerst schwierig zu finden, überfiel mich der Drang, schon mal für die Putzfrau vorzuputzen. Erst als ich die Ironie meines Ansinnes erkannte, ließ ich davon ab, verschwand Richtung Bett und schlief krampflos und satt (fast) bis die Putzfrau klingelte…

Lobkultur

“Stell Dir vor, Du feierst Deinen 60.Geburtstag”, bitte ich Frauen unserer Sisterhood heute morgen. “Du hast Familie und Freunde zu einem festlichen Abend eingeladen. Plötzlich ergreift Deine beste Freundin das Wort und beschreibt, was sie an  Dir so besonders schätzt. Was erzählt sie wohl?

Was für ein Mensch möchtest Du mit 60 oder 70 sein? Auf welche Art von Leben möchtest Du einmal zurückblicken?”

Und schon sind wir mitten im Thema. Die eine bedauert, bis jetzt eigentlich gar keine Freundin zu haben, die einmal eine Lobrede auf sie halten könnte. Eine andere kann beim besten Willen nicht sagen, welche Wirkung sie auf ihre Umgebung hat und was in ihrer Tischrede wohl erwähnenswert wäre.

Wir sparen nicht mit Feedback und wieder einmal wird mir bewußt, wie dringend nötig es ist, ehrliche Rückmeldung und echtes Lob zu erhalten.

“In Deutschland wird traditionell viel Kritik geübt, während es in Amerika eine regelrechte Lobkultur gibt”, schreibt die Psychologin Dr. Christine Altstötter-Gleich, die an der Universität Landau über Perfektionismus forscht.

Eigentlich, nehme ich mir heute vor, muß ich mit dem Loben auch nicht bis zum 60.Geburtstag meiner besten Freundin warten. Und wer ist das eigentlich???

Vier Himbeerblechkuchen und einen Schoko-Split-Kuchen habe ich nach unserem Vormittagstreffen gebacken, für die Familie gekocht, ein Weight-Watcherstreffen gehalten und sogar freundliche Unterhaltung mit meiner Familie gepflegt. Und morgen, beim Kennenlerntag, werden wohl alle Kuchen ratziputz aufgegessen und sämtliche Besucher staunen, wie lecker leichter Kuchen schmecken kann.  Man darf sich auch mal selber loben ;-)

Klick Dir die Linse

Irgendwann trägt auch Werbung, die wir nicht mögen Früchte. Meine erntete ich heute morgen, als meine Sicht sich einzutrüben schien und ich merkte, dass ich neue Kontaktlinsen brauche.

Dieser Monat war nicht ohne gewesen und unser Optiker hatte bereits gut an uns verdient. Björn hatte letzte Woche seine allererste Brille bekommen (superschickes Teil übrigens), der Älteste hatte einen neuen Pack Monatslinsen gekauft und was sonst noch an Brillen- und Linsenzubehör über die Ladentheke gegangen war, will ich gar nicht aufzählen. Alle sieben Familienmitglieder, so gesund wir sonst auch sind, benötigen Sehhilfe und ungefähr seit die Krankenkassen solche Kinkerlitzchen ihren Beitragszahlern überlassen, gehe ich also arbeiten.

Plötzlich kam mir diese ätzende Radiowerbung (geht ins Ohr, bleibt im Kopf) in den Sinn: “Ich wollte Kontaktlinsen und nicht den ganzen Laden kaufen”….”Wenn Ihnen Kontaktlinsenpreise auch die Sicht vernebeln, kaufen Sie sie einfach im Internet. Portofrei und auf Rechnung. www.linsenplatz.de

Innerhalb von fünf Minuten erklicke ich mir die Linsen, die ich sonst beim Optiker meines Vertrauens bestelle für mindestens 20 Euro weniger – er möge mir diesen Monat verzeihen – und wahrscheinlich auch die nächsten Jahre. Unsere Familie “zieht um”.

Als ich eben nachlese, auf welch glücklichem Fleckchen Erde denn der Linsenplatz zu finden ist, stelle ich fest, Linsenplatz ist das klitzekleine Örtchen Diez in Rheinlandpfalz, wo ich geboren, aufgewachsen und in die Schule gegangen bin. Mein Heimatort, Linsenplatz für die Welt. Back to the roots :-)