Der Sommer war sehr groß

Noch einmal Sonne satt. Ich habe diesen Sommer einfach maximal genossen.
Diese wunderbar kostenlose Vitamin-D-Gabe des Himmels, gepaart mit Zeit, dem aller kostbarsten Gut!

Und mir kommen nicht nur Lieder, wie im letzten Podcast bewiesen, sondern auch Gedichte wie das von Rilke. Von mir aus hätte er nach der 2. Strophe enden können…

∼ Herbsttag ∼

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke (Paris 1902)