Gartenmöbel

Während Heike in diesem Monat schon ein paar Mal im Schwimmbad war, habe ich bis jetzt noch nicht einmal in der Sonne gesessen; nein, sogar unsere Gartenmöbel standen noch im Keller.

“Schatzi”, fragte ich heute Mittag vorsichtig. “Meinst Du, Du kannst die Gartenmöbel auf die Terasse holen?” “Wann?”, fragte mein Mann zurück. “Am liebsten solange das Wetter noch schön ist”, antwortete ich mit einem winzigkleinen Hauch von Ironie. Meine Wünsche werden nämlich längst nicht immer sofort beantwortet. Die größte Stärke meines Mannes, sich grundsätzlich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und stets in völliger Gelassenheit genau das zu tun, was er im Moment für das Wichtigste hält, beinhaltet nämlich die Möglichkeit, dass die Sache mit den Gartenmöbel für mich zwar als dringend – für ihn aber als nicht wichtig eingestuft werden könnte (Eisenhower-Prinzip).

Das Wunder geschieht. Mein Mann geht in den Keller und holt im Laufe von Minuten Gartentisch und -stühle aus ihrem Winterschlaf. Ich bin gerührt ;-)

In diesem Monat sind wir 25 Jahre verheiratet – und haben dabei offensichtlich jede Menge gelernt. Bei einer Mitarbeiterschulung haben wir einmal den DISG-Test gemacht, bei dem herauskam, dass wir beide “dominant” sind (ich kann es glaube ich besser tarnen), aber während mein Mann ganz offensichtlich Tugenden wie stetig und gewissenhaft besitzt, sind diese mir laut DISG eher fremd – ich bin nämlich sonst nur “I”.

“Der initiative Persönlichkeitstyp ist teamfähig und kommunikativ. Er knüpft gerne Kontakte und unterhält gerne andere Menschen. Er kann andere mitreißen und begeistern und zeichnet sich durch Optimismus und Vielseitigkeit aus”.

Klingt doch gut, oder? Für die Ehe, sagte der Trainer damals, kann das sehr belebend sein, im Team miteinander zu arbeiten hingegen sei ein Kunststück.

Während Magne deshalb die schweren Gartenmöbel alleine ins Sonnenlicht befördert, siniere ich über unser unterschiedliches Temperament und Tempo. Während mein Mann sich, sinnbildlich gesprochen, mit Tempo 80 nie verfährt, komme ich mit Tempo 140 doch öfter an Orten an, an die ich eigentlich gar nicht hingewollt hatte und muss den Rückwärtsgang einlegen, um dann festzustellen, dass wir nun zur gleichen Zeit am richtigen Ort angekommen sind. Nur habe ich dabei mehr Stress gehabt und weniger Bundesliga geschaut, was mir zwar nichts ausmacht, bei ihm aber einen wichtigen Stellenwert hat.

So lernen wir voneinander, gönnen uns unser unterschiedliches Tempo und heute sitze ich also in der Sonne, trinke Kaffee und lese alle vier Bücher, die ich mir letzte Woche in London gekauft habe. Luxus!

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