Der fast offene Brief

…war eigentlich nicht dazu gedacht, ihn zu veröffentlichen. Als ich diese Mail Ende Juli erhielt, musste ich erst mal eine Weile in mich gehen und überlegen, was im Blog wohl von meinem Alltag zu lesen ist. Die Wahrheit ist: DIE EINE HÄLFTE.

Diese Hälfte ist die Wahrheit, aber eben nur die eine Hälfte. Wer also glaubt, ich laufe jeden Morgen auf Rosenblättern ins Bad, ist schief gewickelt. Weit und breit kein Rosenblatt, noch nicht mal im Garten. Ich habe auch nicht endlos Ferien und Freizeit, wie das im Blog vielleicht aussieht, sondern die zwei Wochen Auszeit waren eine “knallharte Entscheidung”. BIN SEHR GESPANNT, WIE DIE SICH JETZT LANGFRISTIG AUSWIRKT.

Nun zum Brief von Sabine, einer Blogleserin, deren Email mich in tiefes Nachdenken stürzte. Natürlich habe ich nachgefragt, ob ich unseren Briefwechsel veröffentlichen kann:

“Seit gut einem Jahr lese ich regelmäßig Ihren Blog und bin vor kurzem auch auf die Seite „Seine Töchter“ gestoßen. Beide Homepages haben mich inspiriert und auch beeindruckt. Ich freue mich, wie ausgewählt und doch persönlich Sie Ihre Einträge gestalten und je mehr ich lese, desto neugieriger werde ich auf die Person „hinter“ der virtuellen Welt.

Es ist mir wichtig, als Persönlichkeit und in meinem Glaubensleben zu wachsen. Dazu haben Sie mir schon einige Anregungen gegeben. Sie sind mir also schon zur Mentorin geworden, ohne dass Sie selbst etwas davon wissen. Vielen Dank dafür.

Dennoch lässt meine Neugier nicht nach und Sie gehen mir schon seit einigen Monaten nicht mehr „aus dem Kopf“. Nun ahnen Sie vielleicht schon, worum es mir geht: Ich möchte Sie gerne für 1-3 Tage in Ihrem Alltag besuchen und diesen miterleben dürfen.

Davon verspreche ich mir, dass Gott mir – durch Sie und diese Auszeit – ganz individuell begegnen wird und ich Impulse bekommen werde, die ich online oder virtuell nie so stark empfinden oder mitbekommen würde. In meinem Umfeld gibt es kaum ältere Personen, die mir im persönlichen Kontakt Vorbild und Ansporn sind. Unter anderem deshalb kommt auch meine Anfrage an Sie zustande.

Als „Gewinn“ für Sie aus dieser direkten Selbsteinladung kann ich mir vorstellen, dass es Ihnen auch wichtig ist, Frauen der nachfolgenden Generation durch Ihr „Sein“ zu prägen und dass Ihre Neugier Sie motivieren könnte, sich auf so eine ungewöhnliche Anfrage einzulassen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich Ihnen möglichst wenig „Umstände“ machen möchte, gerne auch anfallende Arbeiten mit erledige oder mich sonst einbringe, wie es vielleicht auch eine gute Bekannte tun würde.

Um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben, ob Sie über meine Anfrage nachdenken möchten, hier noch ein paar Worte zu mir: Ich heißte Sabine, bin 36 Jahre alt und verheiratet. Ich habe einen Sohn von 3 Jahren und bin schwanger mit dem zweiten (Termin Ende September). Ich würde mich natürlich riesig freuen, falls es mit einem Besuch noch vor dem 15. September klappen würde. Wenn Ihnen dies (verständlicherweise) zu kurzfristig ist, wäre vielleicht auch ein Besuch von mir im Winter, Frühjahr oder Sommer des kommenden Jahres möglich. Zeitlich bin ich recht flexibel. Anbei ein Bild von mir für den ersten Eindruck…

DER ERSTE EINDRUCK WAR SUPER, BIS AUF MEINE SPRACHLOSIGKEIT, LIEBE SABINE.

Und nach ein paar Nachdenktagen dann meine Antwort:

” Liebe Sabine! Vielen Dank für Deine Email. Ich gehe aufs Du und denke, das ist für Dich ok! Über Deine Frage musste ich wirklich nachdenken…So eine Frage habe ich noch nicht erhalten. Ich merke daran, wie Blog und die Webseiten Menschen doch hilfreich sein können. Immer mehr Leser finden irgendwann die Webseite „Seine Töchter“…die ich ja eher selten bewerbe. Was ich im Blog nicht schreibe, weil meine Kinder und auch mein Mann natürlich eine Privatsphäre gewahrt haben möchten ist, dass wir immer noch ein turbulentes Familienleben haben – in dieser Woche waren alle 5 Kinder zu Hause, wir nur ein kleines Haus haben, wo die Zimmer nicht ausreichen, wenn alle da sind, ich trotz aller Leichtigkeit, die der Blog bestimmt rüberbringt, Vollzeit arbeite, weil 5 Kinder ein ziemlich hohes Budget erfordern – und die zweite Hauptrolle spielt unsere Gemeinde, in die ich einen intensiven Teil meines Lebens in Hauskreis, Gebetsaktionen und der Mitwirkung in den Gottesdiensten stecke, ziehe mich gerade aus der Kinderarbeit raus, die ich über 25 Jahre gemacht habe… und hiermit will ich Dir mit vielen Worten versichern, dass ein Besuch in diesem Herbst für Dich leider nicht möglich werden kann.

Bis 15. September wollen Heike und ich unser nächstes Buch + Projekt xy, sprich “die neuen Bleibe leichter Kurse” unter Dach und Fach haben. Außerdem bin ich ab September oft zu Vorträgen eingeladen und meine Kurse beginnen. Ich befürchte, mein Leben ist so hochtourig, dass ich überhaupt keine Zeit hätte, in irgendeiner Weise auf Dich und Deine Fragen einzugehen. Du würdest mich tief versunken bei der Arbeit sehen – und wenn ich nicht gedanklich bzw. mit Tasten arbeite, wird es höchste Zeit, was im Haushalt zu tun, denn eine Haushaltshilfe habe ich nicht, aber drei zu Hause wohnende Kinder, die regelmäßige Mahlzeiten gewöhnt sind. Hier in Bayern sind bis Mitte September Ferien, weshalb Mr. 17, falls er keinen Ferienjob findet, irgendwo im Wohnzimmer rumlungert und Arbeit oder Spaß, oder Essen oder Geld sucht. Auch mein Mann arbeitet von zu Hause, ich bin sicher, dass eine mehrtägige Besucherin für ihn nicht “alltäglich” wäre.

Bin auf jeden Fall mal wieder erstaunt, was mein Blog so alles anrichtet, mein Herz schlägt für DIESE UND DIE NACH MIR FOLGENDE GENERATION… ich wünsche Dir, dass Dein Wachstumswunsch weiter bestehen bleibt und gute Nahrung bekommt… das finde ich an Deinem Anliegen einfach klasse!

Noch einen schönen Urlaub… wir selber fahren eine Woche zur Schwiegermutter nach Norwegen – in den andren beiden Urlaubswochen meines Mannes besteht mein Balanceakt darin, das Buch fertig zu schreiben, ohne dass mein Mann das Gefühl bekommt, ich nehme mir keinen Urlaub. EIN KUNSTSTÜCK!”

So…. und genau hier bin ich jetzt angekommen….Ich habe mir die Urlaubszeit genommen und seit gestern haue ich in die Tasten, dass die Funken fliegen. DAS NEUE BUCH WIRD KLASSE. EGAL WANN ES RAUSKOMMT.

Was mir in dieser Anfrage soooo gut gefällt; DIESES GLAUBEN UND EIFERN NACH OASEN!!! MITTEN IM LEBEN! ICH WERDE AUCH DAFÜR KÄMPFEN, SABINE! MEHR DENN JE!

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