Jeder Teenie kann es besser

Habe den Teilnehmern meines Online-Coachings versprochen, dass sie am 1. Oktober ein Ziel-Foto von mir in meiner schmalen schwarzen Hose bekommen, die also wirklich immer eng ist. Wenn sie perfekt sitzt, sieht sie super aus. Wiege ich ein Pfund mehr, ist sie naja…Und naja…habe ich also meinen Onlinern und mir zuliebe ein Pfündlein abgenommen und probiere seit gestern Fotos im Vollbildformat mit Selbstauslöser. Hechte im Schlafzimmer angesichts des Blitzlichts auf Schuhen mit Absätzen hin und her, bin öfter verwackelt…sieht so ähnlich aus wie die Ladys, die über diesem Thread schweben, aber habe ja noch genau eine Woche Zeit. Für den perfekten Sitz und das perfekte Bild. Definitiv nur für Onliner.

Was fast keiner weiß

Vor über 30 Jahren habe ich tatsächlich für ein oder zwei Semester katholische Theologie studiert. In Mainz. Meine ganze Familie ist “gut katholisch“. Mein Vater spielte jahrzehntelang die Orgel und leitete den Kirchenchor. Zwei meiner Geschwister sind Theologen.

Die Umstände, die zu meinem Abbruch geführt haben, will ich hier mal nicht näher beschreiben ABER MEIN MANN WAR DEFINITIV NICHT SCHULD.

Auf jeden Fall landete ich zu Ausbildungszwecken im wunderschönen Würzburg, verliebte mich in eine winzig kleine Freikirche, die ich von da an besuchte und weiterhin in den wundervollen Norweger, der mich während dieser Zeit regelmäßig besuchte – und bei dem es umgekehrt ablief (verliebte sich zuerst in mich und dann in diese winzig kleine Freikirche), die damals aus ca. 20 älteren Herrschaften und einem feurigen Pastor mit seinen 4 netten Töchtern bestand.

Soviel zu meinen katholischen Wurzeln. Ich blieb also nicht mehr lange katholisch, sondern heiratete den Norweger und durch wundersame Fügung durfte dieser Norweger die kleine Gemeinde als Pastor übernehmen und so ist es heute noch, nur dass die Gemeinde nicht mehr klein ist.

Meine katholische Familie trug es mit Fassung, denn sie sehen ja, dass aus mir keinewegs ein merkwürdiger Mensch geworden ist. Uns geht es gut und aus den Kindern wird ja auch was “Ordentliches”, wenn auch keine Theologen.

Warum ich das erzähle? Weil meine Mutter mir am Freitag ein Buch in die Hand gedrückt hat über eine Frau “die ist so wie Du”… und da musste ich doch mal lesen, wer so ist wie ich.  Eine katholische Nonne, 4 Jahre jünger als ich und scheins als skateboardfahrende Nonne bekannt. So ähnlich kann sie mir dann aber auch wieder nicht so, so sportbegeistert wie sie ist. Nun lese ich ihr Buch und mag sie, meine mir unbekannte kleine Schwester.

Jetzt zitiere ich mal aus Na toll, lieber Gott: “Eines Sonntags, als ich aus der Messe kam, rief ein Obdachloser nach mir: “Schwester!” Ich drehte mich herum und er winkte mir zu. Ich setzte mich zu ihm auf den Boden und erkundigte mich nach seinem Befinden. Er sagte: “Riechst Du nix?” Ich erwiederte: “Was soll ich denn riechen? Hast Du einen auf den lieben Gott getrunken?” Er staunte über meine Frage und wurde ganz beschämt. Wir unterhielten uns über das Leben auf der Straße und dann wollte ich mich davon machen. Keine 20 Meter entfernt sprach mich ein Mann an, der das beobachtet hatte und drückte mir 20€ in die Hand. “Ach, das ist für meinen Freund?” Ich ging zurück und wollte dem Obdachlosen das Geld geben. Er wehrte ab und meinte, dass ich ihm mehr als Geld gegeben hätte.

Auf mein Drängen, das Geld anzunehmen, willigte er nur ein, unter der Bedingung, dass ich mit ihm essen gehen würde. Das hatte ich nun davon. Ich half ihm, seine Tüten zu tragen und wir gingen am Marienplatz (München) in eins der bayrischen Lokale. Wir aßen unsere Weißwürste und ich lächelte den anderen Gästen zu, die uns befremdet anstarrten. Ich war die Eingeladene. Danach fuhr ich heim und ich war glücklich über die Begegnung und über meine Dusche”.

Jetzt weißt Du ein bisschen mehr von mir..und auch, dass ich es ziemlich zweitrangig finde, in welcher Kirche oder Gemeinde Menschen ihr Zuhause haben. Das Wichtigste: sie wissen, wo sie herkommen, wo sie Gott begegnen können und wo sie einmal hingehen.